Mit dem Tourenvelo vom Vatikan in die Schweiz: Ein unvergessliches Abenteuer von 3 Gardisten

Habt ihr euch je gefragt, was passieren könnte, wenn 3 Gardisten nach 26 Monaten Dienst im Vatikan beschliessen, ihre Waffen und Uniformen gegen Tourenvelos von Pedalmondo einzutauschen? Nun, das ist die spannende Geschichte von Gian, Ferdinand und Alexander, die erzählt, wie sie nach dem Ende ihres Dienstes in der Schweizergarde beim Papst wieder zurück in die Heimat fuhren. In diesem Interview gibt uns Gian Cavegn einen interessanten Einblick in ihre Motivation und beweist, dass selbst im November in unseren Breitengraden problemlos Tourenvelo gefahren werden kann – wenn auch beim nächsten Mal mit vielleicht etwas besserer Kleidung.

Die Gardisten und ihr Abenteuer

Gian, mal ehrlich, wer von euch hatte diese verrückte Idee?

Nach unserer gemeinsamen Zeit in der Garde wollten wir etwas Unvergessliches schaffen, eine Erinnerung, die wir später stolz erzählen können. Alles begann während unserer Rekrutenschule in Rom, als jemand die Idee mit den Velos einbrachte und wir alle sofort Feuer fingen. Es war umso schöner, dass diese Idee gut zwei Jahre später Wirklichkeit wurde. Wir suchten nach einem besonderen Abschluss für unsere Zeit in der Garde, und die Überlegung, mit dem Velo nach Hause zu fahren, kam auf, da uns die Vorstellung, zu Fuss zurückzulegen, etwas zu extrem erschien. So fiel letztendlich die Entscheidung auf die Tourenvelos und das Mietangebot von Pedalmondo.

Für welche Route habt ihr euch entschieden?

Für diese Velotour haben wir uns für eine Gesamtstrecke von 860 Kilometern in 10 Etappen entschieden, was bedeutet, dass wir täglich etwas mehr als 80 Kilometer zurückgelegt haben. Unsere Reise begann im Vatikanstadt in Rom und führte uns über Florenz, Pisa, La Spezia und Mailand zurück in die Schweiz. Insgesamt haben wir dabei 7110 Höhenmeter überwunden und knapp 52 Stunden reine Fahrzeit auf den Tourenvelos von Pedalmondo verbracht. Die gesamte Streckenplanung, die auf dem Bild unten mit dem Titel “Mer chömed hei” zu sehen ist, haben wir mithilfe der App Komoot durchgeführt, die uns äusserst zuverlässig durch die Landschaft geführt hat.

Die Päpstliche Schweizergarde

Die Anforderungen an die Mitglieder der Schweizergarde sind anspruchsvoll. Gardisten müssen unter anderem Schweizer Bürger, katholisch, unverheiratet, mindestens 1,74 m gross und im Alter zwischen 19 und 30 Jahren sein. Zudem ist die erfolgreiche Absolvierung der Rekrutenschule der Schweizer Armee eine Voraussetzung. Der Dienst in der Schweizergarde erfordert nicht nur Disziplin und Hingabe, sondern auch die Bereitschaft, über lange Stunden hinweg zu arbeiten. Jedoch geht es bei diesem Dienst nicht nur um repräsentative Aufgaben. Die Gardisten tragen auch die Verantwortung für die physische Sicherheit des Papstes. Das bedeutet, dass sie in verschiedenen Situationen höchst aufmerksam und äusserst professionell handeln müssen.
Quelle: www.schweizergarde.ch (2023).

Die sportlichen Herausforderungen unterwegs

Die zurückgelegte Strecke von euch Dreien in Bezug auf Kilometer und Höhenmeter ist wirklich beeindruckend. Hattet ihr während eures Dienstes die Möglichkeit, euch physisch auf dieses Vorhaben vorzubereiten?

Der Dienst in der Schweizergarde ist körperlich sehr anspruchsvoll, wodurch wir bereits eine solide Grundfitness mitbringen. Trotzdem haben wir uns, wann immer es möglich war, zusätzlich durch Fitnessübungen und Velofahren auf das Abenteuer vorbereitet. Während der Tour traten jedoch unterschiedliche Beschwerden auf. Ich persönlich hatte durch das lange Sitzen, auch wenn der Sattel von euch sehr bequem ist, mit Beschwerden im Sitzbereich zu kämpfen, während meine beiden Kollegen im Verlauf der Tour vermehrt Knieprobleme verspürten.

Wir haben uns aber immer gegenseitig unterstützt und motiviert, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Die Landschaften, durch die wir gefahren sind, waren atemberaubend, und diese Eindrücke haben uns zusätzlich angetrieben. Die körperlichen Beschwerden waren zwar herausfordernd, aber letztendlich haben wir als Gruppe eine enorme mentale Stärke entwickelt, um die Tour erfolgreich zu bewältigen. Diese Erfahrung hat nicht nur unsere physische Fitness, sondern auch unsere Teamdynamik nachhaltig gestärkt.

Hattet ihr auch Momente, in denen ihr an eure persönlichen Grenzen gestossen seid?

Nein, während unserer Reise sind wir nicht an persönliche Grenzen gestossen, da wir bewusst ein entspanntes Tempo auf unserer Route gewählt haben. Unser Fokus lag darauf, die Umgebung zu geniessen und zu erkunden. Das Reisen zu dritt erwies sich als äusserst unterstützend, da wir uns ständig gegenseitig motivieren konnten, weiterzumachen und durchzuhalten. Jeder Tag brachte neue Herausforderungen mit sich, und es gab sicherlich Tage, die anspruchsvoller waren als andere. Nicht jeder von uns hatte stets einen guten Tag. Doch unser gemeinsames Ziel und die klare Planung von Zielen und Pausen halfen uns dabei, diese Herausforderungen zu bewältigen. Letztendlich wurde uns bewusst, dass viele dieser Herausforderungen mehr eine mentale Einstellung erforderten als physische Belastung. Vieles davon ist einfach eine Kopfsache!

Einblicke in die atemberaubende Natur entlang der Strecke

Du hast zuvor die wunderschönen Landschaften erwähnt. Kannst du uns mehr darüber erzählen, insbesondere darüber, wo es für euch am schönsten war?

Unser absolutes Highlight war die Toskana. Eine sehr schöne Landschaft mit weiten Feldern und wunderschönen Wäldern, vor allem zu dieser Jahreszeit, in der so viele Farben zu erkennen sind. Das kleine, aber sehr charmante Dorf San Quirico D’Orcia, in dem wir auch übernachtet haben, hat es uns besonders angetan. Trotz des oft regnerischen Wetters während unserer Tour mit dem Tourenvelo von Rom zurück in die Schweiz, konnten wir die Schönheit der Toskana in vollen Zügen geniessen.

Fazit

Gian, würdest du eine solche Tour nochmals machen?

Ja, auf jeden Fall! Die Velotour nach Hause ermöglichte es uns, die 26 Monate als Gardist im Vatikan beim Papst intensiv zu reflektieren. Wir konnten die vergangene Zeit gründlich analysieren und uns auf die Zukunft vorbereiten. Es war eine anspruchsvolle, aber äusserst lohnende Erfahrung. Der Spass stand für uns dabei immer an erster Stelle.

Was hast du für dich gelernt auf dieser Tour?

In der Tat, vieles wurde mir bewusst. Die Velotour hat verdeutlicht, dass es nicht nur um den Einzelnen geht, sondern um das Kollektiv. Wenn jemand nicht in Bestform ist, beeinflusst das die Gruppe, und wir kommen weniger gut voran. In solchen Momenten war es entscheidend, einander bestmöglich zu unterstützen. Darüber hinaus habe ich erkannt, dass die richtige Einstellung am Morgen, selbst wenn man mit einigen Schmerzen in den Tag startet, entscheidend ist. Das war nicht immer einfach, aber es hat mir verdeutlicht, dass die mentale Stärke einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg der gesamten Velotour und die Dynamik im Team hat.

Abschliessend eine letzte Frage: Wenn du die Gelegenheit hättest, etwas beim nächsten Mal anders zu machen, was wäre das?

Definitiv stehen bei unserem nächsten Abenteuer ein paar Verbesserungen auf dem Plan. Nachdem wir im nasskalten November auf unserer Tour etwas unfreiwillig Fussbäder genommen haben, wird die Nummer eins auf unserer Packliste: wasserdichte Schuhe! Denn nasse Socken sind echt nicht unser Ding. Ausserdem wäre es sicherlich ratsam gewesen, auch Handschuhe gegen die Kälte mitzunehmen. Das würde dazu beitragen, die Fahrt mit dem Tourenvelo insgesamt angenehmer zu gestalten.

Inspiriert? Super – dann miete nun das passende Equipment von uns!